Warum wirkt ein Foto mit 200 mm so anders als mit 24 mm? Ganz einfach: Brennweite und Bildwinkel bestimmen, wie viel von der Welt auf dein Foto passt, wie viel rechts und links von dir noch ins Bild rutscht – und wie nah oder weit weg es wirkt. In diesem Artikel erkläre ich dir das in klarer Sprache, mit Praxisbeispielen und ein bisschen Mathe (keine Sorge, das tut nicht weh).
Was ist die Brennweite eigentlich?
Die Brennweite ist schlicht der Abstand zwischen dem optischen Mittelpunkt deines Objektivs und dem Sensor deiner Kamera – gemessen in Millimetern.
Typische Brennweiten-Bereiche:
- Weitwinkel: 16–35 mm – viel aufs Bild, große Wirkung.
- Normalbrennweite: ca. 50 mm – entspricht ungefähr dem natürlichen Seheindruck.
- Teleobjektiv: 200 mm und mehr – bringt entfernte Motive nah heran.
Bildwinkel – dein „Fenster zur Welt“
Der Bildwinkel ist der Winkel, den dein Objektiv „sieht“. Große Brennweite = kleiner Bildwinkel. Kleine Brennweite = großer Bildwinkel.
Vergleich gefällig? Weitwinkel ist wie ein riesiges Panoramafenster – du siehst fast die ganze Landschaft. Teleobjektiv dagegen ist wie durch ein Schlüsselloch schauen – nur ein kleiner Ausschnitt, dafür mit viel Detail.
Praxis-Tipp: Wenn du „mehr draufkriegen“ willst (z. B. in engen Räumen), greif zum Weitwinkel. Willst du den Hintergrund verdichten oder störende Elemente ausblenden, nimm ein Teleobjektiv.
Gebräuchlicher als der Bildwinkel ist aber die Angabe der Brennweite. Doch da kommt schon wieder Verwirrung auf. Ein 50mm Objektiv an einer Vollformatkamera liefert einen anderen Bildwinkel als ein 50mm Objektiv an einer Kamera mit kleinem APS-C Sensor. (Die Größe des Sensors sagt übrigens nichts über die Qualität des Fotos aus!) Benutzt man das 50mm Objektiv mit einem APS-C Sensor, so muss man einen Verlängerungsfaktor, den sogenannten Crop Faktor von 1,5 (z.B. Sony, Fujifilm) oder 1,6 (Canon) dazurechnen. 50mm bei ASP-C entsprechen dann einer 75mm Brennweite bei einer Vollformatkamera.
Typische Brennweiten im Vergleich
Brennweite | Bildwinkel (Vollformat) | Typischer Einsatz |
---|---|---|
16 mm | 96° | Landschaft, Architektur |
35 mm | 63° | Reportage, Street |
85 mm | 28° | Portrait |
200 mm | 12° | Sport, Wildlife |
Weitwinkel vs. Tele – was passt zu deinem Motiv?
Weitwinkel: Verstärkt Perspektiven, macht den Vordergrund groß und dramatisch. Ideal für Architektur, Landschaft oder kreative Nahaufnahmen.
Tele: Verdichtet den Hintergrund, holt weit entfernte Motive nah heran. Perfekt für Portraits, Sport und Wildlife.
Oft wird behauptet, dass ein Teleobjektiv Objekte näher zusammen rücken lässt. Das stimmt genau genommen so nicht. Wäre die Auflösung des Fotos groß genug, so könnte ich den Ausschnitt, den ich mit 200mm fotografiert habe auch aus dem Bild mit 17mm herausschneiden. Es sind exakt die gleichen Bildinformationen enthalten, bei einer Weitwinkelaufnahme sind sie nur deutlich kleiner. Verändern tut sich erst dann was, wenn ich meine Position zu dem Objekt verändere.
Experiment
Nimm ein Stück Karton und schneide ein Rechteck in der Größe des Kamera Sensors (Vollformat 36 x 24mm, ASP-C ca. 23 x 15mm) Wenn Du durch den Ausschnitt schaust merkst Du, dass Du mehr von der Umgebung sehen kannst je näher die Karte vor deinem Auge ist, je kürzer also die Entfernung ist. Wenn Du hingegen die Karte weiter weg hälst, wird der Blickwinkel schmaler und du siehst nur noch einen engeren Ausschnitt. Genau das passiert bei den verschiedenen Brennweiten.
- 17mm f/8
- 20mm f/8
- 24mm f/8
- 35mm f/8
- 50mm f/8
- 70mm f/8
- 100mm f/8
- 135mm f/8
- 200mm f/8
Praxis-Tipps für deine Objektivwahl
- Brennweite ist wichtig – aber der Abstand zum Motiv verändert das Bild ebenso stark.
- Nutze die Ausrüstung, die du hast, und probiere bewusst unterschiedliche Abstände und Perspektiven.
- Mehr zu den verschiedenen Objektivtypen findest du in meinem Objektiv-Guide.
Fazit – Brennweite verstehen, bessere Fotos machen
Wenn du Brennweite und Bildwinkel verstehst, kontrollierst du, wie dein Bild wirkt. Spiele mit verschiedenen Objektiven, verändere den Abstand, probiere Ungewohntes aus.