Gestalten mit der Blende - Thomas Vonier
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Gestalten mit der Blende

Dass die Blendeneinstellung eine wichtige Einstellung ist um ein Bild richtig zu belichten habe ich in dem Artikel Grundlagen – Belichtung bereits erklärt. Es wäre aber langweilig, wenn man mit der Blende nur Heller oder Dunkler machen kann, viel Interessanter ist es sie für die Gestaltung zu nutzen.

Schärfentiefe

Was ein schönes Foto ausmacht ist in den meisten Fällen die Tatsache, dass irgend ein Punkt im Bild scharf abgebildet wird. Manchmal soll das ein Gesicht sein, mal eine ganze Landschaft.

Das Problem bei der Fotografie ist, dass Menschen und Landschaften Tiefe besitzen (bei manchen Menschen bin ich mir da gar nicht so sicher). Die Umwelt die wir fotografieren ist dreidimensional, unser Foto ist aber sehr platt, also zweidimensional.

Ohne jetzt zu tief in die Optik einzusteigen, bedeutet das aber, dass wir auf unserem Bild immer nur eine Ebene, nämlich die auf die wir scharf stellen, auch scharf abbilden können, alles was auch nur einen hauch davor oder dahinter liegt ist „unscharf“.

Zum Glück ist das menschliche Auge nicht so gut, dass es kleine Abweichungen sofort erkennt und nur weil ein Punkt rein rechnerisch nicht scharf sein kann, empfinden wir das auch so bei der Betrachtung.

(l) Blende offen, (r) Blende geschlossen

Je weiter man die Blende schließt (größere Blendenzahlen) um so mehr wächst die Schärfentiefe. Das liegt wie schon erwähnt daran, dass ein Punkt nur dann scharf ist wenn er auch als Punkt auf dem Sensor abgebildet wird.

Das Objektiv bündelt jeden Bildpunkt und bildet ihn als Spitze auf dem Sensor ab. Liegt der Bildpunkt aber ferner oder näher, so so liegt die Spitze oft vor oder hinter der Sensorebene, anstelle eines Punktes wird dann eine Scheibe abgebildet und dies nehmen wir als Unschärfe wahr.

Wenn man nun die Blende verkleinert und nicht mehr den ‚dicken‘ Lichtstrahl rein lässt, wird der Lichtkegel der auf den Sensor trifft spitzer. Der Unschärfekreis schrumpft. Der Bereich den wir als scharf empfinden wird größer.

Die Steuerung der Schärfentiefe hat großen Einfluss darauf, wie ein Bild wirkt. Die beiden Fotos mit meinem wunderbaren Model, wurden einmal mit offener Blende und einmal mit geschlossener Blende aufgenommen. Man erkennen wie sich die Blende auf den Hintergrund auswirkt.

Eine offene Blende ist immer dann sehr sinnvoll, wenn ich die Aufmerksamkeit auf das fokussierte Objekt lenken will. Bestes Beispiel sind alle Arten von Portraits. Ist die Blende geöffnet, dann verschwimmt der Hintergrund, die Person tritt deutlicher hervor.

Anders ist es, wenn mir der Zusammenhang der Umgebung wichtig ist. Wenn ich zeigen will wo sich die Person gerade befindet, wenn ich also noch mehr Informationen über die Situation hinzufügen will, dann schließe ich die Blende besser etwas, damit man auch noch was von der Umgebungssituation erkennen kann.

Zwischen ganz offen und ganz geschlossen gibt es jede Menge Abstufungen die jede Menge kreativen Spielraum lassen.